Verdammt

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  • Es gab kaum etwas schöneres in Kamasilvia als den Flondor See. Um den See herum wuchsen Blumen in jeder Farbe, verwunschene Wurzeln bildeten einzigartige Formen und die Geister tanzten durch die Luft. Doch all diese Schönheit ging an mir verloren. Ich war von Sorgen geplagt.
    „Schau nicht so besorgt drein, Vexilion. Eloen kann gegen uns drei nicht gewinnen, das wird selbst sie sehen.", versuchte Linwe mich zu beruhigen, vergeblich.
    In ihren Augen konnte ich die gleiche Furcht sehen, die auch ich in mir trug. Nur Hulon sah wild entschlossen aus. Er hatte immerhin am meisten zu verlieren.
    Aurelia stand ebenfalls neben mir, doch sie schwieg mich an seitdem ich mich entschieden habe, gegen Eloen zu kämpfen.
    „Eloens Stärke liegt im Nahkampf, wir müssen sie auf Distanz halten. Linwe bearbeitet sie mit Pfeilen, du Vexilion musst defensive Magie wirken. Kommt sie zu nahe, dränge ich sie zurück.", plante Hulon. „Noch etwas: Ihr dürft keine Sekunde lang zögern. Eloen ist gefährlich und gnadenlos, sie wird jedes Zögern ausnutzen. Tötet sie wenn ihr die Chance dazu kriegt."
    Linwe und ich nickten ihm zu. Aurelia sah Richtung Wälder und ich folgte ihrem Blick. Da kam die Elfe mit den roten Augen, ihr schwarzes Kriegsmesser in der Hand. Sie trug enganliegendes, schwarzes Leder und grinste uns an. Für mich sah sie aus wie ein Engel des Todes und ich spürte, wie mein ganzer Körper anspannte. Dunkle Blitze flackerten bereits um meine Hände. Hulon zog sein Schwert, Linwe ihren Bogen.
    Die roten Augen nahmen mich in den Fokus.
    „Du hast dich also entschieden, Vex.", begann sie mit ihrer angenehmen Stimme. Sie klang sehr enttäuscht. „Sie haben dir nicht alles erzählt, oder? Keine Sorge, irgendwann erfährst du die ganze Geschichte."
    „Es wird kein irgendwann für dich geben, Eloen.", erwiderte Hulon. „Dein Blutbad findet hier und heute sein Ende."
    Eloen grinste jetzt breiter, zeigte dabei ihre scharfen Reißzähne. Mit einem Satz, beinahe schneller als ich gucken konnte, attackierte sie Hulon. Im letzten Augenblick konnte der sein Schwert heben um den Angriff von oben hart zu parieren, dabei wurde er aber in die Knie gezwungen. Ich warf einen dunklen Blitz in ihre Richtung, den sie mit einem Schwinger ihres Kriegsmessers einfach abwehrte, ihre Waffe weiterdrehte und so nochmal Hulon zwang, zu parieren. Er taumelte zur Seite aber bevor Eloen weiter angreifen konnte, feuerte Linwe mehrere Pfeile hintereinander, aber keiner traf. Eloen wich jedem einzelnen tänzelnd aus während sie sich auf sie zu bewegte. Ich stellte mich ihr in den Weg und wirkte eine Explosion der dunklen Magie direkt vor mir, zu meiner Überraschung wehrte Eloen auch das ab, vor ihr eine Barriere aus dunkler Energie. Sie löste sich in selbiger Energie auf, erschien ein Blinzeln später wieder bei Linwe und zerschlug ihren Bogen, womit Linwe versuchte, den Angriff abzuwehren. Dabei schnitt Eloen über ihre Brust und Linwe ging zu Boden. Hulon stach in Richtung Rücken Eloens, doch wieder drehte Eloen ihr Kriegsmesser im Kreis und dieses Mal spielte dunkle Energie mit, die wie verworrene Rosen einen weiteren Kreis um sie bildeten. Hulons Schwert wurde nicht nur abgewehrt, sondern zerbrochen. Ich deckte aber ihn mit einer Kuppel aus dunkler Energie, die ich dann in eine Kugel formte und auf Eloen warf. Erneut blockte sie mit ihrer eigenen Magie, aber habe ich damit gerechnet und warf zwei weitere Kugeln auf sie, welche bei Aufprall explodierten. Jetzt taumelte Eloen zum ersten Mal, Hulon sah seine Chance und warf eines seiner Messer. Eloen konnte noch einen Schritt zur Seite machen, wurde aber an der Flanke gestriffen. Mit ihrem Kriegsmesser machte sie einen großen Bogen und warf einen Kometen aus dunkler Magie in meine Richtung!
    Ich konnte wegspringen, aber der Aufprall schleuderte mich durch die Luft gegen einen der verwunschenen Wurzeln um den See.
    „Was bei Silvia...", murmelte ich stöhnend während ich mich wieder auf die Beine stemmte.
    „Du musst fliehen, Vex! Sie ist zu stark!", flehte Aurelia.
    „Ich kann sie nicht allein lassen.", flüsterte ich zurück, auch wenn Schwindel meine Sicht erschwerte.
    Gerade befand Hulon sich in der Defensive und versuchte jedem Angriff Eloens auszuweichen, bisher erfolgreich, aber es wurde immer knapper für ihn. Kurz bevor ihn ein Angriff traf, erschuf ich ein weiteres Mal eine Kuppel um ihn und ließ diese explodieren. Eloen wurde zurückgeworfen, rollte über den Boden und stand schnell wieder auf den Füßen. Sie holte Luft, so auch Hulon und ich ebenfalls. Mein Blick ging zu Linwe. Sie atmete nicht mehr. Aus dem Schnitt, den sie erlitten hatte, floß dunkle Magie.
    „Ich habe euch geliebt wie meine eigenen Kinder, Hulon."
    „Wir dich wie unsere Mutter, Eloen. Aber du bist nicht mehr Eloen. Du bist ein Monster."
    Wieder löste Eloen sich auf, ich konnte den Nebel nach vorne fliegen sehen. Sie erschien direkt vor Hulon, welcher einen Schlag nach oben gerade so mit seinem Dolch abwehren konnte, aber dann machte sie sofort einen Satz nach vorne und drehte sich dabei. In dieser gesprungenen Drehung schnitt sie an seiner Flanke und seinem Rücken entlang.
    Hulon ging auf die Knie, bevor Eloen in töten konnte, stellte ich mich dazwischen und entlud dunkle Energie in ihre Richtung. Sie blockte ab, rutschte aber nach hinten.
    „Hulon, kannst du stehen?", fragte ich so ruhig wie ich nur konnte.
    Hulon aber hustete Blut und schüttelte den Kopf. „Ich bin des Todes...Wir haben sie unterschätzt. Rette dich, Vexilion. Wache über meinen Sohn."
    Die Energie in meinen Händen flackerte. Eloen machte keine Anstalt mich anzugreifen. Trotz seiner tiefen Wunden erhob Hulon sich wieder.
    „Was hast du getan für deine Magie?!", brüllte Hulon.
    Doch Eloen antwortete nicht, stattdessen näherte sie sich langsam, worauf ich begann, Blitze auf sie zu werfen. Immer und immer wieder, aber sie konnte jedem einzelnen ausweichen bis sie vor mir war und mich am Hals packte. Hulon's Angriff wehrte sie mit Leichtigkeit mit nur einer Hand ab und verpasste ihm einen Tritt gegen die Brust, welchen ihn zu Boden warf, wo er liegen blieb. Sein Blick ging in den Himmel, eine Träne lief seine Wange runter...und er hörte auf zu atmen. Auch aus seinen Wunden siechte die dunkle Magie der Vedir. Meine Füße verließen den Boden während sie mich am Hals hochhielt.
    Aurelia erschien neben ihr und ich sah den Schreck in Eloens Augen. Mit einem Stoßer Aurelias flog Eloen durch die Luft und ließ mich fallen. Wieder fing die rotaugige Elfe sich, und so auch mich.
    „Was zur...", flüsterte sie.
    Aurelia half mir auf die Beine...und ich spürte sie. „W-wie?", war ich genau so verwirrt wie Eloen.
    „Ich gebe dir meine ganze Essenz, Vexilion, damit du leben kannst. Ich...ich liebe dich."
    „Nein! Nein, lass mich nicht allein! Bitte!", flehte ich sie an, doch sie trat in mich und ich spürte die ungeheure Energie durch meinen Körper wandern. Hass durchzog mich, Hass und Trauer. Ich sammelte die Magie um mich herum und kanalisierte einen Strahl auf Eloen. Die konnte zwar rechtzeitig abwehren, doch wurde sie immer weiter nach hinten gedrückt bis endlich ihre Barriere versagte und sie durch einen Baum geschleudert wurde. Dennoch stand sie wieder auf und ich rannte auf sie zu. Klauen aus dunkle Energie umhüllten meine Finger, erbarmungslos ließ ich Angriffe auf sie niederhageln. Den meisten konnte sie ausweichen, aber blieb sie ohne ihr Schwert in der Defensive und ich schaffte es, sie einmal im Gesicht zu treffen. Ein Schnitt über das rechte Auge. Sie taumelte, löste sich erneut auf und kam neben ihrem Kriegsmesser hervor.
    „Das...ist sehr interessant.", sagte sie mit geschlossenem Auge.
    „Keiner von uns beiden muss sterben! Verschwinde!", brüllte ich sie an.
    Zu meiner Überraschung grinste sie...und festigte ihr Kriegsmesser an ihrem Rücken. „Aber nur weil ich dich mag, Vexilion." Tatsächlich zog sie ab.
    So kehrte ich zurück zu Linwe und Hulon...und fiel auf die Knie. Ich spürte die Tränen, die mein Gesicht hinunterliefen, dann brüllte ich in den Himmel hinauf. Ich brüllte all meine Wut und meine Trauer raus und schlug auf den Boden, welcher durch meine magische Energie erschüttert wurde. Mein Blick ging wieder auf Linwe, dann auf Hulon.
    „Nur für euch...lebe ich.", wimmerte ich. Vorsichtig schloss ich die Augen von Hulon und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich werde über deinen Sohn wachen. Es tut mir Leid. Es tut mir so Leid."
    Von all den Verlusten die ich heute erlitten habe...betrauerte ich den Aurelias am meisten.
    Nun war ich nichts weiter als eine leere Hülle, dazu verdammt, ewig zu leben.


























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