Die Hinrichtung (Tagebuch Eintrag von "Theoredoreus")
Einst erfüllte es mich mit Freude und Neugierde, wenn ich durch die befüllten Gassen des Marktes spazierte, um mich mit den vielseitigen Eindrücken derer zu bereichern, die diesen besuchten. Kinder huschten aufgeregt und spielerisch durch die, von Gästen bevölkerten, Marktstände. Dieser Traum ist aber gänzlich verblasst als ich mich nach einer Ewigkeit wieder durch die Seitentore der Stadt wagte. Ich hielt ein versprechen und kam um es einzulösen, aber die Zeit hatte mir einen Streich gespielt. Nicht die Marktschreie waren es, die mich begrüßten, sondern der erregte Ruf des Todes, der bis heute in meiner Gedankengrube hallt. "Endlich legt man diesem Abschaum das Handwerk! Sollen sie in der Hölle schmoren" schlagartig ereilt mich ein mulmiges Gefühl, was hatte es damit auf sich? Die Menschen drängten in Richtung Zentrum, wie eine starke Strömung die alles mit sich zog, was keinen Halt fand. Ich ließ mich ebenfalls
Der Imaginäre Freund (Aus “Dunkle Schwingen und kaltes Herz‘‘)
Ein klarer Morgen breitete sich über Calpheon aus als Desideria sich erneut ihres Unterrichts entzog. Eine junge Dienerin begleitet den blonden Wildfang, der aufgeregt durch die Gassen hüpft. Durch ein kleines Seitentor wird dem Trubel der Stadt entkommen, während sich die ersten Bäume bereits über ihrem Blickfeld erstreckten. Das jüngste der "Cervius"- Kinder, zog es wieder ins ruhige und unermüdliche Grün, ganz gleich wie sehr man dem Mädchen dieses verboten hatte. Die etwas kräftig gebaute Bedienstete kommt oft aus der Puste, während sie dem kleinen Mädchen hinterher eilt. Eine schöne Szenerie bietet sich an jenem wolkenlosen Tag. "Fräulein Deria!" schallt es in den Wald als die Kleine hinter dem nächsten Baum verschwindet. Unaufhaltsam huscht das Gör durch die Sträucher, die bis zu ihrem Knie reichten und verjagt dabei einiges an Kleingetier, das sich unter dem Schutz der Halme verbarg. "Komm raus! Ich
Das verschollene Familienporträt (Aus “Dunkle Schwingen und kaltes Herz‘‘)
In den tiefsten Ecken Calpheons findet man allerlei Dinge, die in Vergessenheit geraten sind oder bewusst aus dem Alltag der Stadt entzogen wurden. Darunter verbotene Bücher und Aufschriften, gar auch Porträts. Das verstaubte Gemälde der Familie Cervius, geschmückt mit einem goldenen Rahmen, weilte nach dessen Fall, für viele Winter, im verborgenen. Wie die Asche ihres Körpers wurden auch ihre Namen vom Winde verweht. Die stolze Malerei präsentiert die Kinder dieses verrufenen Blutes, deren Gesichter mit Feinarbeit für die Ewigkeit eingefangen wurden. Die Familie Cervius erntete einst viel Ansehen bezüglich ihres Handelsabkommens mit einflussreichen Familien, doch jene wird zerrüttet als das Familienoberhaupt erste Kontakte mit Tarif knüpfte. Um Elions Segen weiterhin erhalten zu können, wird die Treue Calpheons, mit einer arrangierten Heirat der ältesten Tochter "Reihae" besiegelt. Reihae Cervius galt als… [Weiterlesen]